Inhalt: Der Tod der Mutter belastet den 14-jährigen Darek sehr. Dann verliebt er sich in ein Mädchen, das nach Orangen duftet.
Die Familie wird in ihrer Trauer aus ihrem inneren Gleichgewicht gebracht, ihre Probleme sprießen aus allen Ecken und Enden. Vor allem Darek, Schüler der neunten Klasse, leidet unter dem Verlust, muss aber zugleich die Stelle der Mutter vertreten und sich jetzt noch mehr um seine behinderte Schwester Ema kümmern und sie zudem gegen die Angriffe seines Klassenkameraden Hugo mit den Fäusten verteidigen. Zwar kommt zur Unterstützung mittags die Postbeamtin Marta ins Haus, aber Darek argwöhnt, dass sie nur ihre neue Mutter werden will. Sein Vater wiederum ertränkt die Probleme im Alkohol. Er macht Kurzarbeit und befürchtet, schon bald nicht mehr für den Unterhalt seiner Familie sorgen zu können. Die amtliche Fürsorgestelle hat die Familie bereits in ihrem Visier. Allerdings gibt es auch erfreuliche Ereignisse in Dareks Leben. Plötzlich beginnt sich Hanna für ihn zu interessieren. Und sein Vater überrascht ihn mit dem Plan, auf ihrem Hof abgehalfterte Pferde aufzupäppeln, um sie gewinnbringend verkaufen zu können.
Ivan Pokornýs Adoleszenzdrama beruht auf dem gleichnamigen preisgekrönten Jugendroman von Iva Procházková, die auch das Drehbuch geschrieben hat. Sie hat die Stärken ihres Romans bewahrt. Unaufgeregt erzählt die Schriftstellerin im auktorialen Stil, von subjektiven Rückblenden unterbrochen, von den schönen Entdeckungen in dieser Lebensphase, spart aber auch nicht deren Schattenseiten aus. Plastisch vermittelt sie, wie sich in ihr Psychisches, Soziales und Ökonomie niederschlagen und knüpft für ihren Helden ein dichtes Beziehungsnetz. Dabei invertiert sie ein klassisches Mädchenbuchgenre, das Pferdebuch, indem sie einen Jungen zu dessen Protagonisten macht. Die Pferde entfalten bei Darek ihre heilenden Kräfte, sie verleihen ihm Flügel, so dass er sich am Ende von seinen Eltern zu lösen beginnt, sich eigene Regeln setzt... (Heidi Strobel im Kinder Jugend Filmportal)
Die FBW-Jugend Filmjury schreibt: "Dieser tiefgründige und teils traurige Film greift neben dem Hauptthema Erwachsenwerden auch Themen wie Verlust, Trauer, Liebe, Freundschaft, sowie immer wichtiger werdende Themen wie Inklusion, Mobbing, Gewalt und Tierschutz auf. Dies wird sehr schön umgesetzt. Sehr gut hat uns die gesamte Kameraführung inklusive der Drohnenaufnahmen und die Montage der Bilder gefallen. Der Film wird ruhig erzählt und die Drehorte sind gut gewählt und lassen diesen Film authentisch wirken. Exzellent finden wir die Pferdeaufnahmen und die schauspielerische Leistung. Gerade die von Ema. Auch toll finden wir die passende Musik, die Geräuscheffekte und die Farbgebung, gerade in den Traumsequenzen. Der gesamte Film ist sehr metaphorisch, das heißt, dass viele Elemente der Bildsprache enthalten sind und man viel hinein interpretieren kann."
Musik: Jirí Hájek; Regie: Ivan Pokorný; Schauspieler: Leos Noha, Steffen Groth, Ewa Farna, Hana Bartonová, Tomas Dalecky, Anton Petzold, Emilie Neumeister, Stanislav Majer; Produktion: Patrik Pass; Montage: Patrik Pass, Andreas Baltschun; Drehbuch: Iva Procházková; Vorlage: Iva Procházková; Kamera: Jürgen Rehberg Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: In einer abgelegenen Stadt im ländlichen Florida erleben vier Teenager die Freuden und Sorgen ihres letzten High-School-Jahres.
Ivete Lucas und Patrick Bresnan zeichnen ein detailliertes und erstaunliches Porträt von Pahokee, einem ländlichen Dorf in den Everglades in Florida. Die Bewohner sind eng miteinander verbunden und kämpfen mit ihrer prekären finanziellen Lage und einer ungewissen Zukunft. Durch eine präzise Beobachtungsweise fängt der Film das tägliche Leben dieser Stadt ein und stellt eine reiche Palette von Nuancen her. Von Sportveranstaltungen bis hin zu Schönheitswettbewerben in der Schule erforschen die Filmemacher soziale und gemeinschaftliche Rituale und wie Geschlecht und Identität dargestellt werden, während neue Geschichten entstehen.
Der Film geht weit über die Lehre des berühmten Dokumentaristen Frederik Wiseman hinaus, die Lucas und Bresnan perfekt integriert haben, und scheint in der einzigartigen Atmosphäre eines Liedes von Gil Scott Heron zu baden - mit verweilenden Andeutungen von ländlichem Blues, der von städtischen Anklängen durchdrungen ist.
Ein komplexes, facettenreiches Werk, das sowohl an den rohen sozialen Realismus des neuen amerikanischen Kinos als auch an den neorealistischen Stil erinnert. "Pahokee' ist das kraftvolle Porträt eines vergessenen Amerikas, das im aktuellen politischen Diskurs nicht vorkommt.
"An excellent portrait of a town fueled by collective dreams of living elsewhere" (Baltimore Magazine).
"Lucas and Brenan's debut captures youthful ambitions with abundant energy and variable insight" (The Hollywood Reporter).
Produktion: Ivete Lucas, Patrick Bresnan, Maida Brankman; Montage: Ivete Lucas; Kamera: Patrick Bresnan, Ivete Lucas; Regie: Ivete Lucas, Patrick Bresnan Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Gabrielle und Yoan sind 18 Jahre alt. Obwohl sie beide in Temiscamingue aufgewachsen sind, haben sie unterschiedliche Ziele. Während Yoan die Gegend verlassen will, um seiner Einsamkeit zu entfliehen und seine Homosexualität zu erkunden, ist Gabrielle hin- und hergerissen bei dem Gedanken, über hundert Kilometer von zu Hause wegzugehen, um ihr Studium fortzusetzen.
Während der Sommer in vollem Gange ist, zeichnet "Passage" ein poetisches Porträt der beiden Protagonisten, die sich auf dem Weg zum Erwachsenwerden befinden und versuchen, sich zu entfalten und ihren eigenen Weg zu gehen.
Protagonist: Gabrielle Goupil, Yoan Duchesne; Regie: Sarah Baril Gaudet; Kamera: Sarah Baril Gaudet; Produktion: Audrey Fallu; Montage: Justine Gauthier; Drehbuch: Sarah Baril Gaudet Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: "Ich bin neun und habe doofe Haare." "Ich bin dreißig und habe einen sonderbaren Sohn." "Wenn ich es glätte, wird meine Mutter mich lieben." "Wenn er so weitermacht, gebe ich ihn zu seiner Großmutter." "Hoffentlich verlässt sie mich nicht."
***
Der neunjährige Junior lebt mit seiner Mutter Marta, einer jungen, arbeitslosen Witwe, in einer heruntergekommenen Sozialbausiedlung am Rande von Caracas. Seinen Vater kennt der Junge nicht, aber von ihm hat er sein krauses, lockiges Haar geerbt. Die allein erziehende Marte behandelt Junior meist streng und lieblos, ihre ganze Fürsorge gilt ihrem neugeborenen Baby. Junior macht seine dichten Locken für seine Außenseiterstellung verantwortlich. Für das Jahrbuch-Foto in der Schule möchte er sein Haar glätten, um auszusehen wie sein Lieblings-Popstar. Mit diesem Wunsch bringt er seine Mutter gegen sich auf. Je dringender Juniors Wunsch wird, gut auszusehen, und seine Mutter dazu zu bringen, ihn zu lieben, desto mehr lehnt sie ihn ab. Bis er schließlich eine schmerzhafte Entscheidung trifft...
Das gleichermaßen harte und herzerwärmende Drama der Regisseurin Mariana Rondón zeichnet ein realistisches Bild des harten Alltags in Caracas. Wertfrei, aber mit beeindruckend emotionaler Ausdruckskraft zeigt er, was der tägliche Überlebenskampf aus einem Menschen macht. Und wie schwer es diejenigen haben, die anders sind. Und die wie Junior trotz allem an ihren Träumen festhalten wollen. "Pelo Malo" ist somit gleichermaßen ein dokumentarisch anmutendes Portrait von Mutter und Sohn im chaotischen Caracas, und ein universelles Plädoyer für Toleranz.
"Die Menschen sind gefangen in ihren kaputten Hochhäusern und in ihren kaputten Leben. Es gibt nur die Armut, die alles stillstehen lässt, und die Gewalt, der kaum jemand entgehen kann. Schon den Kindern ist bewusst, wo sie hier leben. Mit Soldatenfiguren und Barbies spielen sie Krieg, während draußen Schüsse knallen. 'Lieber sterben, als vergewaltigt zu werden', sagt Juniors Freundin einmal. 'Dann stirb, du Hure', erwidert er. Die Gewalt in der Hauptstadt Venezuelas ist real. Ihr ist auch der junge Laien-Darsteller Julio Mendez zum Opfer gefallen, der in 'Pelo Malo' einen Kioskverkäufer spielte. Im April 2015 wurde er in Caracas auf der Straße getötet." (Ana Maria Michel, in DIE ZEIT)
"Stilistisch ist 'Pelo Malo' ein Film, der sich über weite Strecken auf Beobachtungen verlässt. Stil, ruhig, mit reduzierten Dialogen, einer bewegten Kamera, die ihren Protagonisten dicht auf den Fersen bleibt. So gelingt der Film als naturalistisch-authentisches, oft fast dokumentarisches Portrait einer Megacity und ihrer Menschen, sowie eines Landes im Umbruch. Viele Fragen bleiben offen. Nichts wird beschönigt. Hier ist 'Pelo Malo' am stärksten." (Rüdiger Suchsland auf: artechock)
Regie: Mariana Rondón; Schauspieler: Samantha Castillo, Samuel Lange Zambrano, María Emilia Sulbarán, Beto Benitez, Nelly Ramos; Produktion: Marité Ugás, Gunter Hanfgarn; Montage: Marité Ugás; Musik: Camilo Froideval; Kamera: Micaela Cajahuaringa; Drehbuch: Mariana Rondón; Sound Design: Lena Esquenazi Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Was passiert, wenn man bedingungslos ehrlich ist? Gibt es so etwas überhaupt? Im Rahmen dieser Fragestellung sind wir mit vier jungen Menschen an verschiedene Schauplätze der Natur gefahren und haben versucht, hinter die Fassade zu blicken, die ein Jeder aufrecht erhalten möchte. Herausgekommen ist ein Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt einer Generation an der Schwelle zum Erwachsensein.
Inhalt: In den Sommerferien erkunden die 11-jährige Camille und ihr älterer Bruder Tuur den neuen Campingplatz in der Provence. Nach der Begegnung mit zwei niederländischen Teenagern muss Camille um die Aufmerksamkeit ihres geliebten Bruders kämpfen. Der Urlaub erweist sich als Wendepunkt für die beiden Geschwister, die sich einer neuen erwachsenen Realität stellen müssen.
Schauspieler: Pelle Adriaenssens, Otis Domen, Jente van den Brenk, Laime de Paep, Talitha de Boer; Montage: Lawrence Paul Foley; Regie: Kato de Boeck; Kamera: Esmoreit Lutters; Sound Design: Sam Mathieu, Fred de Geus; Produktion: Kato de Boeck, Hadewich Huysveld; Drehbuch: Kato de Boeck Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Gerade hat Lukas sein Coming Out in der Provinz hinter sich gebracht, da tritt er sein neues Leben in der Großstadt Köln an. Doch gleich bei Ankunft im Zivi-Wohnheim landet er als einziger Junge im Schwesterntrakt. Immerhin wohnt da seine beste Freundin Ine, die mittlerweile bestens in die schwul-lesbische Szene der Domstadt integriert ist.
Unerwartet befindet er sich inmitten eines neuen Freundeskreises und auch gleich seines ersten Flirts mit dem äußerst attraktiven Macho Fabio. Aus der anfänglichen Faszination der ungleichen Jungs für einander entwickelt sich mehr und mehr - bis Fabio hinter das Geheimnis von Lukas kommt, und nun alle gezwungen sind, etwas für ihre Gefühle zu riskieren...
Eine bewegende Geschichte um Liebe, Verwechslung und Identität.
Romantische Coming-of-Age-Story, humorvoll und frech.
"Offizielle Auswahl" - Panorama - 61. BERLINALE
Drehbuch: Sabine Bernardi; Kamera: Moritz Schultheiß; Schauspieler: Silke Geertz, Rick Okon, Max Befort, Liv Lisa Fries, Gilles Tschudi, Julia Schäfle, Felix Brocke; Regie: Sabine Bernardi; Montage: Renata Salazar-Ivancan; Produktion: Janna Velber, Kristina Löbbert Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Der Film zeigt ein Schuljahr im Leben von vier Teenagern, die sich nach ihrer gemeinsamen Zeit auf der inklusiven Grundschule "Berg Fidel" trennen mussten, um auf unterschiedlichen Schulen weiter zu lernen. Es geht um das Erreichen von Noten und Abschlüssen und die Suche nach Anerkennung, aber auch um die persönlichen Wünsche und Sorgen der Protagonisten, die mitten in der Pubertät stehen.
Sechs Jahre nach "Berg Fidel - Eine Schule für alle" (2011) - ebenfalls auf dieser Plattform zu sehen - über eine inklusive Grundschule in Münster heftet sich die Dokumentaristin Hella Wenders erneut an die Fersen der damaligen Protagonisten.
"Was sind Träume, Hoffnungen, Sorgen, Ängste und Nöte junger Heranwachsender? Wenders zweiter Film gewährt wertvolle Einblicke in das Leben, Lernen und Erwachsenwerden unter zum Teil schwierigen Umständen. Der Film zeigt, wie wichtig und kostbar es ist, in einer durch Vielfalt und Respekt geprägten Umgebung groß zu werden und was die Protagonisten aus ihrer inklusiven Grundschulzeit mitgenommen haben." (aktion mensch)
Kamera: Luca Lucchesi; Musik: Tina Pepper; Regie: Hella Wenders; Produktion: Maximilian Leo, Jonas Katzenstein, Hella Wenders; Montage: Verena Neumann; Drehbuch: Hella Wenders Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Seit Jahren schon treffen sich die beiden Teenager Andrzej und Michal in den Sommerferien, wenn sie mit ihren Familien in dem kleinen polnischen Ferienort Siemiany den Urlaub verbringen. In all den Jahren ist die Freundschaft zwischen den beiden beständig gewachsen. In diesem Jahr aber stellt sich etwas Neues zwischen den Jungen ein: Die Langeweile des Landlebens und das Gefühl der Zusammengehörigkeit verleihen ihrer Freundschaft eine neue Dimension sexuell aufgeladener Intimität.
Schauspieler: Aleksandra Radawanska, Kamil Grenda, Michal Wlodarczyk, Damian Ul, Joanna Opozda; Drehbuch: Philip James McGoldrick; Musik: Raf Keunen; Regie: Philip James McGoldrick; Produktion: Ben Vandendaele, Sieber Marly, Philip James McGoldrick Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Alex ist zusammen mit drei seiner engsten Freunde Mitglied einer Garage-Punk-Band in Guadalajara. Obwohl sie nur minimale musikalische Fähigkeiten haben und nur einen Song, eine eingängige und explizite Hommage an Natasha, singen, fahren sie gerne Skateboard, bewundern Frauen und spielen Fußball, wenn sie nicht üben. Alex findet Trost in diesen Aktivitäten, da seine fromme, ältere und stumme Großmutter ihn ständig missbilligt. In seinem sechzehnten Sommer ändert sich jedoch alles, als sein Familienleben instabil wird und sich sein Leben grundlegend ändert.
Schauspieler: Moisés Galindo, Rafael Andrade, Alejandro Gallardo, Arnold Ramírez; Montage: Samuel Kishi; Drehbuch: Samuel Kishi; Kamera: Octavio Arauz; Regie: Samuel Kishi; Produktion: Samuel Kishi Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Der 15-jährige Terri ist ein Freak. Kein Wunder, seine Eltern haben den dicklichen Teenager zum Onkel abgeschoben, und auch von Mitschülern und Lehrern bekommt er die volle Breitseite, wenn er im Pyjama zum Unterricht erscheint. Ausgerechnet der polterige stellvertretende Schulleiter Mr. Fitzgerald (John C. Reilly) scheint ihm wirklich helfen zu wollen. Durch ihn bekommt Terri Kontakt zu anderen missverstandenen Außenseitern: zum rebellischen Chad und zur frühreifen Heather, deren Schönheit sich als spezielle Falle erweist.
Eine bewegende, ebenso lustige wie nachdenkliche Coming-of-Geschichte, fragil und einfühlsam!
Richard Propes schrieb bei "The Independent Critic": "Bevor Sie jetzt stöhnen: äNicht schon wieder ein Außenseiterfilm', sollten Sie wissen, dass äTerri' von Co-Autor und Regisseur Azazel Jacobs einer der fesselndsten und mitreißendsten Filme dieses gelegentlich langweiligen Subgenres ist, die es seit langem gibt. (...)
Jacob Wysocki bietet eine intelligente, einfühlsame und ungewöhnlich bewegende Darstellung von Terri. Die Szenen zwischen ihm und seinem Onkel James sind nicht auswendig gelernt, sondern echte Begegnungen zwischen einem jungen Mann, der sich leise und doch absichtsvoll kümmert, und einem alternden Mann, der offensichtlich ein Mann von enormer Substanz war und doch spürt, wie ihm langsam der Verstand entgleitet. Diese Begegnungen sind von solch stiller Anmut und echter Verbundenheit geprägt, dass die Gefühle noch lange nach dem Ende des Films nachwirken."
Regisseur Azazel Jacobs (geb. 1972) ist der Sohn des Avantgarde-Filmemachers Ken Jacobs. Sein Film "Momma's Son" gehörte 2008 zu den an meisten gelobten Beiträgen beim Sundance Film Festival.
Produktion: Alex Orlovsky, Lynette Howell Taylor; Regie: Azazel Jacobs; Schauspieler: Bridger Zadina, John C. Reilly, Tim Heidecker, Jacob Wysocki, Justin Prentice, Mary Anne McGarry, Creed Bratton, Curtiss Frisle, Olivia Crocicchia; Sound Design: Julia Shirar; Drehbuch: Azazel Jacobs, Patrick DeWitt; Kamera: Tobias Datum; Musik: Mandy Hoffman; Montage: Darrin Navarro Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Was geschieht mit einer Freundschaft aus Kindestagen, wenn Menschen getrennte Wege gehen? Leni (24) besucht im Sommer ihr Heimatdorf und arbeitet dort in der Apotheke ihrer Eltern. Lazar (24) hat das Dorf vor drei Jahren verlassen, um in Deutschland zu studieren. Als sein Vater stirbt, kehrt er zur Beerdigung zurück. So begegnen sich die Freunde aus Kindestagen wieder. Zusammen erkunden sie auf einer Fahrradtour die Landschaft und damit die Erinnerungen ihrer Kindheit. Zugleich fährt ihr herangewachsenes Ich mit und bringt sie an einen Scheideweg: Lassen sie ihrer Beziehung freien Lauf oder teilen sich ihre Wege am Ende?
"The Disobedient" ist ein Road Movie. Doch nicht Asphalt und Schotter bestimmen die Reise, es ist vielmehr der Versuch, der Realität des Erwachsenwerdens zu entfliehen - eine Flucht, weg von Erwartungen und Zwängen. Der Film hinterfragt die Grenzen zwischen objektiven Fakten und subjektiver Vorstellungskraft, zwischen individuellen Träumen und gesellschaftlichen Konventionen, zwischen real und surreal. Einfühlsam fängt er den Rausch jugendlicher Rebellion ein, ebenso die Euphorie, einen Gleichgesinnten gefunden zu haben.
Pendelnd zwischen Kindheit und der Schwelle zum Erwachsensein, begleitet die beiden Reisenden die mahnende Stimme von Minja Subota, Kultstar des Kinderfernsehens, Symbol elterlicher Vernunft und der Konvention der Erwachsenenwelt. Zugleich begegnen sie dem zehnjährigen ora, dessen Unbekümmertheit ihnen einen Rückblick in ihre eigene Kindheit gewährt.
Schauspieler: Mladen Sovilj, Ivan oroevis, Aleksandra Pleskonjis Ilis, Zarko Radis, Hana Selimovis, Biljana Keskenovis, Nenad Pesinar, Danijel Sike, Marko Janjis; Drehbuch: Mina ukis; Kamera: oroe Arambasis; Produktion: Nikola Lezais, Jonas Katzenstein, Mina ukis; Montage: Dragan von Petrovic, Ivan Vasi´c; Regie: Mina ukis; Musik: Mina ukis; Stimme: Minja Subota Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Um im Musikvideo ihres älteren Bruders mitspielen zu können, willigt die 14-jährige Clara in eine radikale Veränderung ihres Stils ein. Bald merkt sie, dass sich die Freunde ihres Bruders ihr gegenüber anders verhalten.
Inhalt: Nachdem er in eine Schlägerei verwickelt wurde, muss Vahid eine Niere verkaufen, um einer langen Gefängnisstrafe zu entgehen. Während er auf den rettenden Anruf des Käufers wartet, entsteht in ihm der Wunsch nach einem besseren Leben.
Der Kurzfilm ist eine Produktion der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf (Potsdam-Babelsberg).
Produktion: Milena Schäpers; Montage: Martin Herold; Regie: Julian Dieterich; Kamera: Leander Ott Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Die zehnjährige Laure läuft am liebsten herum wie ein Junge: mit kurzen Haaren und weiten Klamotten. In den Sommerferien zieht sie mit ihrer Familie um und nutzt die Gelegenheit, neu und unbekannt zu sein. Als das Nachbarsmädchen Lisa sie nach ihrem Namen fragt, sagt Laure: Michaël. Ab sofort halten die Nachbarskinder sie für einen Jungen, und "Michaël" spielt mit ihnen Fußball, rauft sich und gefällt Lisa so gut, dass sie ihn küsst. Laure ist glücklich. Doch das Spiel mit der Identität stellt Laure vor immer größere Herausforderungen. Nicht nur wissen die anderen Kinder nicht, dass sie ein Mädchen ist. Auch weiß ihre Familie nichts von "Michaël".
"Von der kurzen Phase, in der junge Menschen - noch bevor sie in die Pubertät geraten - unbeschwert mit Geschlechterrollen spielen, erzählt Sciamma und setzt damit die in ihrem Erstling 'Water Lilies - Der Liebe auf der Spur' begonnene Auseinandersetzung mit des Menschen Suche nach seiner sexuellen Identität fort. Dies gelingt ihr wunderbar, vor allem weil sie die Geschichte im Ungefähren belässt: schwebend, einfühlsam und zärtlich. Sie lässt sich zwar ganz auf die Neugier ihrer Protagonistin und deren stille Nöte ein, lässt ihr wunderbarerweise für die weitere Entwicklung zugleich jedoch alle Möglichkeiten offen. Das macht den Film, der sich wohltuend unaufgeregt, farbenfroh und leichtfüßig ins weite Feld zwischen René Clements 'Verbotene Spiele', Alain Berliners 'Mein Leben in Rosarot' und Lucía Puenzos 'XXY' einschreibt, absolut sehenswert." (Irene Genhart, auf: filmdienst.de)
"Die große Qualität von 'Tomboy' ist, dass der Film Laure in ihrer Art porträtiert, aber nicht erklärt und dadurch in eine Schublade steckt. Ob Laures Verhalten darauf hindeutet, dass sie homo- oder transsexuell ist oder ob es nur eine Phase des Probierens ist, spielt keine Rolle. Man erlebt einfach ein Mädchen, das glücklich ist, sich wie ein Junge zu verhalten, das aber auch ein enges und durchaus inniges Verhältnis zur kleinen sehr mädchenhaften Schwester hat. Auch Laures Eltern haben keine Erwartungen, dass Laure sich mädchenhafter geben müsste, bis Laure die Grenze zur Lüge überschreitet. Dies ist dann ein Schreck für die Eltern und zeigt, dass Laures Freiheit dort endet, wo die Gesellschaft darauf reagiert. Ein sehr sehenswerter, die Gedanken anregender Film mit großartigen Kinderdarstellern und wunderbaren Bildern im Sommerlicht." (Kino Film Welt)
Inhalt: Mia ist 15 und schwer traumatisiert. Nach dem Tod ihrer Mutter zieht sie zu ihrer Tante Cleo und wird in die linke Kulturszene Berlins katapultiert. Jenseits von geregelten Familienverhältnissen versucht sie, sich in einer Erwachsenenwelt zu etablieren, die skurriler ist, als es die Jugend je für möglich gehalten hätte.
"Ein formal bestechendes Debüt, das spielerisch immer wieder die filmische Illusion durchbricht, etwa durchs Aus-der-Rolle-Fallen der hervorragenden Darsteller, durch Asynchronitäten zwischen Bild und Ton und eine achronologische Erzählstruktur. Dabei gelingt der jungen Regisseurin ein erfrischender Blick auf eine 'linksresignative' Erwachsenenwelt, der sie souverän zwischen Slapstick und Poesie den Spiegel vorhält." (Filmdienst, Ulrich Kriest)
"'Torpedo' das furiose Debüt der 16jährigen Helene Hegemann, die sowohl das Drehbuch geschrieben als auch Regie geführt hat, erzählt mit einer beizenden Katharsis vom Neuberliner Theater-Trash-Leben. Ein erstaunliches coming-of-age-Debüt mit autobiografischen Zügen und großartiger Besetzung: Alice Dwyer, Jule Böwe, Caroline Peters, Agon Ramadani, Matthias Matschke, u.a." (radioeins, 4.12.2008, anlässlich des Festivals Around the world in 14 films)
Drehbuch: Helene Hegemann; Kamera: Kathrin Krottenthaler; Schauspieler: Lars Eidinger, Jule Böwe, Caroline Peters, Alice Dwyer; Produktion: Susann Schimk, Jörg Trentmann; Montage: Daniela Boch; Regie: Helene Hegemann Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Mit Anfang 20 lässt Addai sein ganzes Leben hinter sich und zieht nach Syrien, um den Opfern des Bürgerkriegs zu helfen. Zunächst wird ihm zusammen mit Ilias der Küchendienst zugewiesen. Addai schreibt an seine Mutter: "Mach dir keine Sorgen um mich, mir geht es gut." Zwei Jahre später erhält Addais Mutter einen Brief aus dem Gefängnis. Ilias ist von einem deutschen Gericht wegen Terrorismus verurteilt worden. Er will sie treffen und schreibt: "Eines musst du mir glauben, wir sind mit guten Absichten dorthin gefahren."
"In ihrem Abschlussfilm begibt sich die Regisseurin auf die Spurensuche, was mit dem jungen Mann passiert ist. Dafür befragte sie zum einen die Mutter, die von der schwierigen Zeit berichtet, ergänzt um E-Mail-Konversationen, die sie damals mit ihm führte. Die zweite Informationsquelle ist Ilias, der seinerzeit derselben Organisation angehörte, nun aber zurück in Deutschland ist, wo er eine Haftstrafe verbüßt. Definitive Antworten erhält Niemeier dabei nicht, nur Bruchstücke einer Geschichte, die noch immer der Mutter schwer zusetzt. Wohl auch deshalb entschied sich die junge Filmemacherin, 'Tracing Addai' in Form eines Animationsfilms umzusetzen. (Das) erlaubt ihr (...), Dinge zu zeigen, für die es keine Bilder gibt. Selbst wenn wir die Titelfigur nie kennenlernen und auch die Mutter nur schemenhaft bleibt, so vermittelt Niemeier die Trauer und die Ratlosigkeit angesichts dieses so rätselhaften wie überflüssigen Verlustes eines jungen Lebens." (film-rezensionen.de)
Auf Basis von Archivmaterial und Originalaufnahmen in Bild und Ton wurde die Technik der Rotoskopie verwendet, um die Protagonisten durch die Animation zu verfremden und damit ihre Identität zu schützen.
Inhalt: Als Fabienne erfährt, dass sie schwanger ist, kann sie es zuerst nicht glauben. Sie dachte, bei einem Mal wird schon nichts passieren. Zunächst überlegt sie abzutreiben, doch dann entscheidet sie sich für das Kind. Und sie freut sich darauf. Das Umfeld reagiert zwiespältig und ihr Freund ist verunsichert, denn - Fabienne ist erst vierzehn Jahre alt. Auch Steffi, Lisa und Laura sind ungewollt schwanger geworden und auch sie haben die wichtigste Entscheidung ihres Lebens mit vierzehn Jahren fällen müssen. Die vier Mädchen sind sehr unterschiedlich, ihre Gefühle und Gedanken jedoch ganz ähnlich. Am Ende gestalten sich die Lebensumstände der Mädchen jedoch bei allen ganz anders als gedacht... VIERZEHN begleitet vier Mädchen auf ihrem Weg von der Schwangerschaft bis zum Muttersein. Der Film zeigt, welche Konsequenzen diese Entscheidung trägt, wie die Mädchen und ihre Umgebung mit der neuen Situation umgehen und wie sie ihr Leben mit Kind meistern.
"Ein Mut machender Film voller Humor, der sozialen Stigmatisierungen entgegenarbeitet und zeigt, wie die Heranwachsenden auf ihre Weise mit der Herausforderung umgehen. Familien und Freunden kommt dabei eine wichtige Rolle zu,..." (FILMDIENST)
Das als Langzeitdokumentation konzipierte Projekt wurde fortgesetzt mit dem Film "Achtzehn - Wagnis Leben" (siehe auch dort!)
Protagonist: Laura Keller, Fabienne Renaud, Steffi Schmolz, Lisa Brown; Montage: Martin Hoffmann, Michael Reysz; Drehbuch: Cornelia Grünberg; Produktion: Ingelore König; Musik: Carlo Inderhees; Regie: Cornelia Grünberg; Kamera: Heiko Merten Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Weite Wiesen, Toben im Wald und Hüttenbauen aus Holz. Leo (12) verbringt die Herbstferien mit der großen Schwester Noémie und Cousin Emil auf dem Bauernhof von Oma Marlies. Als Leo jedoch von einer, wie Oma Marlies sagt, großartigen Neuigkeit überrascht wird, stürzt Leo in eine Identitätskrise.
"Weil ich Leo bin" taucht in die Gefühlswelt eines Kindes ein, das auf dem Weg ist, seine Geschlechtsidentität zu entdecken. Ein Film über Erwartungen, die überrollen. Über Gedanken, die einzwängen, und über den Mut, zu sich selbst zu finden.
Aus der Jury-Begründung des "deutschen jugend filmpreis' 23": "Von Anfang an zieht der Film (...) mit seinen goldgelben, warmen Herbstfarben in den Bann und besticht durch seine Nähe zu den Figuren. Mit großer Sympathie erzählt er über Leos Konflikt. Dabei bleibt er stets auf Augenhöhe mit Leo, überträgt Leos zwischen Freiheit und Enge schwankende Gefühle aber auch in die sich klug verändernde Cadrage. (...) Ein schöner, starker, berührender Film, der nachwirkt. Und ein berührendes Plädoyer, Menschen nicht in starre Geschlechter- und Rollenvorgaben zu pressen."
Regiekommentar von Tajo Hurrle: Ich habe mal das Zitat "Man kann nicht sein, was man nicht sieht" gelesen. Dieser Satz hat sofort etwas in mir ausgelöst, weil er für mich so wahr ist. Als ich klein war, wurde mir gesagt, ich sei ein Mädchen. Aber sobald ich ein Bewusstsein für mich selbst entwickelte, wollte ich etwas anderes als ein Mädchen sein. Ich hatte eine leise Ahnung, dass es trans Menschen gibt, aber den Begriff nicht-binär hatte ich noch nie gehört. Erst 14 Jahre später habe ich realisiert, dass ich nicht-binär bin. Der Grund dafür ist simpel: Ich hatte noch nie von nicht-binären Menschen gehört, geschweige denn welche gesehen. Mit meinem Kurzfilm möchte ich die Sichtbarkeit von trans* und nicht-binären Kindern verbessern. Denn alle Kinder haben es verdient, sich auf der Leinwand zu sehen - und gesehen zu werden.
Musik: Frank Hurrle; Drehbuch: Tajo Hurrle; Schauspieler: Ute Lubosch, Sky Arndt, Sarah Goebel, Thapelo Mashiane, Aaron Goebel; Kamera: Marius Kast; Montage: Lea Agmon; Produktion: Patrick Büchting; Regie: Tajo Hurrle Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Raissa und Alio (17 und 18 Jahre alt) teilen sich seit ihrer Kindheit ein Zimmer in einem Heim. Als Raissa eines Abends in die Unterkunft zurückkommt, stellt sie fest, dass Alio ohne Vorankündigung gegangen ist.
Inhalt: Einen Sommer lang wird das Leben eines Freundeskreises erzählt. Zehn junge Menschen Mitte 20 sind auf der Suche nach dem richtigen Job, nach dem richtigen Studienfach und, natürlich, nach der perfekten Liebe.
Florian zieht von Aachen nach Berlin, um sein Architekturstudium fortzusetzen. Zuerst wohnt er bei seinem ehemaligen Mitschüler und besten Freund Pit. Über ihn lernt er weitere Freunde kennen, findet ein WG-Zimmer und verliebt sich in Petronella, die seit vier Jahren in einer festen und scheinbar heilen Beziehung lebt. Als er mit ihr eine Affäre beginnt, gerät der Freundeskreis in Bewegung, die Ereignisse überschlagen sich. Am Ende wird nichts mehr so sein, wie es einmal war, aber jeder für sich hat Entscheidungen getroffen - oder muss getroffene akzeptieren, um sein Leben weiterführen zu können: durch Arbeit, Neubeginn oder einfach eine gehörige Portion Glück.
Kino-Zeit: "IRONISCH UND STIMMIG. Mit WIR lieferte Martin Gypkens ein mehr als überzeugendes Debüt ab. Gypkens Berliner Reigen, ein stimmungsvolles und doch melancholisches Porträt der heutigen Mittzwanziger, kommt als ein Episodenfilm im Stile von Robert Altmanns SHORT CUTS daher.
artechock: "Was noch viel mehr zählt: Wir stellt existenzielle Fragen darüber, wie man sein Leben leben soll. Seine Figuren können darüber noch entscheiden, können noch wählen zwischen Anpassung und Rebellion, Gefühl und Vernunft. So gelingt Gypkens ein bestechendes Coming-of-Age-Porträt, zeitgemäß und zwingend. Es fängt viel ein von der Melancholie, die die letzten Jahre der Jugend viel öfter durchzieht, als das geradlinige Erwachsenwerden, und es verzichtet darauf, allem, noch den schlimmsten Erlebnissen - zu denen es schließlich kommt -, verkrampft einen positiven Sinn geben zu wollen.
(...) Selbst erfahrene Filmemacher scheitern am schwierigen Genre eines Episodenfilms, der Herausforderung, allen Figuren einigermaßen gleich gerecht zu werden, sie als Personen und nicht nur als Chiffren für bestimmte Temperamente einzusetzen und als Individuen auf der Leinwand präsent werden zu lassen. Gypkens löst diese Aufgabe hingegen mit Bravour."
Kamera: Eeva Fleig; Regie: Martin Gypkens; Schauspieler: Rike Schmid, Jannek Petri, Knut Berger, Sebastian Reiß, Brigitte Hobmeier, Karina Plachetka, Patrick Güldenberg, Lars Löllmann, Lilia Lehner, Sebastian Songin; Montage: Karin Jacobs; Drehbuch: Martin Gypkens; Produktion: Susann Schimk, Jörg Trentmann; Musik: Christian Conrad Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Madeleine und Anthony Kaselovsky leben in einem kleinen Wanderzirkus, dem "Circus Brunselli". Das Besondere an diesem Zirkus: Alle Familienmitglieder sind Mitarbeiter, alle, die mitarbeiten, gehören zur Familie und das schon in siebter Generation. Und in diesem Familienbetrieb muss jeder alles können: vom LKW-fahren zum Zeltaufbau über die Tierpflege bis hin zum Bedienen der Zuckerwattetrommel.
Das heißt für Madeleine nicht nur, dass sie mit links auf den kleinen Diego aufpasst und mit rechts die Popcorn-Maschine anwirft, während Anthony den Zeltauf- und -abbau, die Pflege der Tiere und das Reklameteam koordiniert. Sondern auch, dass sie als Hauptartistin und Juniorchef in fast allen Nummern der Show ein- oder zweimal am Tag auftreten.
Hinter dem funkelnden Bild, das dem Zuschauer für zwei Stunden eine phantastische Welt malt, verbirgt sich eine komplexe Kultur mit eigener Sprache, Bräuchen und Strukturen. Eine Welt, die zuerst fast ebenso phantastisch wie die vorgeführte Show wirkt, im Kern aber vor allem aus harter Arbeit und engem Familienzusammenhalt besteht.
Madeleine wirkt stolz, wenn sie von den strengen Regeln der Zirkuswelt erzählt. "Das unterscheidet uns von privaten Mädchen, wir kommen nicht mit 13 mit einem Freund nach Hause und wir trinken auch nicht mit 14 schon Alkohol." "Private", das sind in der Zirkuswelt alle die, die einen festen Wohnsitz haben, alle die nicht zum fahrenden Volk gehören.
Und für Madeleine und Anthony ist klar, dass ihr Platz auch zukünftig in der Manege ist.
"Gesundheit," sagt Anthony auf die Frage, was er sich wünscht. "Mehr brauch ich in meinem Leben nicht. Ich will nicht arm sein, ich will auch nicht reich sein. Ich will nur gesund sein, mehr will ich nicht, mehr brauch ich auch nicht." Entstanden im Rahmen des dok you-Wettbewerbs.
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