Inhalt: Die Vision des Grafen Waldstein, dass der junge Beethoven in Wien »Mozarts Geist aus Haydns Händen« erhalten werde, ist ebenso berühmt wie bemerkenswert: Sie nimmt den heute selbstverständlichen Gedanken eines klassischen Dreigestirns vorweg, obwohl Beethoven bis dahin noch kaum Aufsehenerregendes komponiert hatte. Es ist bezeichnend, dass solch immense Erwartungen Beethoven nicht im Geringsten erschreckt haben; sein Auftritt in Wien, zunächst als glänzender Klaviervirtuose in Adelskreisen, war souverän von Anfang an und verriet eine Persönlichkeit, die trotz der Präsenz großer Vorgänger ihre ganz eigenen Ziele und Ideale verfolgte.
In mehrfacher Hinsicht zeugt auch Beethovens Erste Symphonie von diesem Selbstbewusstsein: Sie beginnt mit einer langsamen Einleitung, die vom ersten dissonanten Akkord bis zum Eintritt des Allegros die Grundtonart verschleiert - Beethoven wirbt nicht um Aufmerksamkeit, er setzt sie voraus. Das Allegro ist eine con brio, dessen Kopfthema, federnd und elektrisierend, sogleich den charakteristischen Beethoven-Ton anschlägt und überdies in seiner zielgerichteten Gestaltung und seinem geistreichen Spiel mit Einzelmotiven ahnen lässt, dass sich bei diesem Komponisten halbes Zuhören verbieten wird. Das Menuett, eigentlich ein Scherzo und alles andere als aristokratisch, ist geballte Energie, durch das einfache Motiv einer aufsteigenden Tonleiter in beharrlich jambischem Rhythmus von elementarer Wirkung. Von traditionellerem Zuschnitt sind das friedlich-anmutige Andante und das Finale, Beethovens erster und letzter ganz und gar rätselfreier symphonischer Kehraus. Witzig seine Einleitung: Nach einem pompösen Akkord erklimmen die Violinen schrittweise die Tonleiter, um sich befreit ins musikalische Vergnügen zu stürzen. Berlioz hat dieses Finale als »Kinderei« bezeichnet - leicht gesagt in Kenntnis der folgenden Symphonien. Denn mit der Ersten beginnt ja erst das Abenteuer.
Regie: Bob Coles; Protagonist: Claudio Abbado, Berliner Philharmoniker; Musik: Ludwig van Beethoven Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Eine »griechisch-schlanke Maid zwischen zwei Nordlandriesen« hat Robert Schumann die Vierte genannt, ein Bild, das gleichermaßen klassisches Ebenmaß und Verzicht auf heroische Kraftentfaltung beschreibt. Erstaunlich ist weniger, dass Beethoven für diese Symphonie seine Arbeit an einer anderen unterbrach - er schrieb sie nach den ersten beiden Sätzen seiner Fünften Symphonie als Auftragswerk -, sondern vielmehr, dass er sich offenbar mühelos von dem Monumentalstil dieser und der vorangegangenen Dritten lösen und mit der Vierten Symphonie ein Werk gänzlich anderen Charakters einschieben konnte.
Da Heiterkeit und Humoristik nach landläufiger Ansicht mit mangelnder Bedeutungsfülle einhergehen, und da außerdem, anders als die »Nordlandriesen«, die Vierte keine erkennbare außermusikalische Idee als Fluchtmöglichkeit anbietet, ist ihre Popularität begrenzt. Es versteht sich allerdings von selbst, dass Beethoven auch in einem grundsätzlich unbeschwerten Werk wie diesem sich nicht mit konfliktfreier Schönheit begnügte, sondern strukturelle Besonderheiten von äußerster Raffinesse erdacht hat, So ist gemeinsames Merkmal aller Sätze eine prononciert rhythmische Motivik mit einer Fülle scharf gestochener Akkorde und Staccato-Figuren, die noch die kleinste lyrische Linienbildung umso stärker hervortreten lassen.
Das beginnt in der traumverlorenen Einleitung mit der tastenden Geigenfigur, setzt sich fort im rastlos eilenden Allegro vivace und wird hörbar im Adagio, dessen Melodie erst durch ihren pointierten Gegenrhythmus ein fassliches Maß erhält. Das Scherzo ist, wie fast alle Scherzi Beethovens, durch eine rhythmisch-metrische Pointe - in diesem Fall die Zweierbrechung eines Dreiertaktes - geprägt; »Zermalmung des Taktes« nannte Berlioz das. Und die rasenden Streicherfiguren des Finalsatzes, hier in den Rang eines Hauptthemas erhoben, sind letztlich gar nicht mehr zu bremsen, weder durch Tutti-Schläge noch durch kurzatmige melodiöse Gebilde. Eine Symphonie kontrollierten Ungestüms.
Musik: Ludwig van Beethoven; Protagonist: Berliner Philharmoniker, Claudio Abbado; Regie: Bob Coles Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Die 5. Sinfonie (c-Moll, Opus 67, Uraufführung am 22.12.1808) gehört zu Beethovens berühmtesten Werken und ist eines der populärsten Stücke der klassischen Musik. Sie ist auch unter der Bezeichnung "Schicksalssinfonie" bekannt. Die viersätzige Sinfonie wird vielfach mit dem prägnanten Anfangsmotiv identifiziert, mit den drei markanten Achteln auf G, denen in derselben Dynamik (fortissimo) ein langgezogenes Es folgt.
In der so genannten romantischen Beethoven-Rezeption, die bis ins 20. Jahrhundert reichte, wurde Beethovens "Fünfte" im Sinne eines Schicksalsdramas als eine musikalisch objektivierte Erzählung von Niederlage und Triumph, vom ewigen menschlichen Schicksalskampf, von Leid und Erlösung interpretiert. Ähnlich wie die 9. Sinfonie mit ihrer "Ode an die Freude" behandelt sie dieser Deutung zufolge mit ihrem per aspera ad astra, ihrem Weg durch Nacht zum Licht, von C-Moll nach C-Dur einen grundlegenden Gedanken der europäischen Kultur. Auch wenn diese Deutung in der heutigen Zeit manchmal als pathetisch angesehen wird, kann auf jeden Fall festgestellt werden, dass Beethovens Fünfte zusammen mit der 3. Sinfonie, in deren Paralleltonart sie steht, und mehr noch der 9. Sinfonie das sinfonische Schaffen des 19. Jahrhunderts maßgeblich beeinflusst hat.
"Der wunderbarste symphonische Zyklus des letzten Jahrzehnts. Die Beethoven-Sinfonien markieren den Höhepunkt von Abbados Beziehung zu den Berliner Philharmonikern und seiner 12-jährigen Tätigkeit als Chefdirigent. "Abbado lässt alle widersprüchlichen Elemente von Beethovens Kosmos los - nichts funktioniert mehr, die Musik droht endgültig zu explodieren, irgendwoher muss. ("La Repubblica")
Regie: Bob Coles; Protagonist: Claudio Abbado, Berliner Philharmoniker; Musik: Ludwig van Beethoven Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Ludwig van Beethovens 7. Sinfonie in A-Dur op. 92 entstand in den Jahren 1811 bis 1812. Die autografe Partitur ist auf den 13.5.1812 datiert. Der Widmungsträger ist Moritz Reichsgraf von Fries.
Als Beethoven mit der Komposition der 7. Sinfonie begann, plante Napoleon seinen Feldzug gegen Russland. Nach der 3. Sinfonie, möglicherweise auch der 5., scheint die 7. Sinfonie eine weitere musikalische Auseinandersetzung Beethovens mit Napoleon und dessen Politik zu sein, dieses Mal im Kontext der europäischen Befreiungskriege von der jahrelangen napoleonischen Vorherrschaft. Beethovens Leben war zu dieser Zeit von einer sich verstärkenden Schwerhörigkeit geprägt, die ab 1819 "Konversationshefte" nötig machte, mit deren Hilfe sich Beethoven und seine Kommunikationspartner schriftlich verständigten. Die Uraufführung erfolgte am 8.12.1813.
"Der wunderbarste symphonische Zyklus des letzten Jahrzehnts. Die Beethoven-Sinfonien markieren den Höhepunkt von Abbados Beziehung zu den Berliner Philharmonikern und seiner 12-jährigen Tätigkeit als Chefdirigent. "Abbado lässt alle widersprüchlichen Elemente von Beethovens Kosmos los - nichts funktioniert mehr, die Musik droht endgültig zu explodieren, irgendwoher muss." (La Repubblica)
Protagonist: Berliner Philharmoniker, Claudio Abbado; Musik: Ludwig van Beethoven; Regie: Bob Coles Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Beethovens Sinfonie Nr. 8 in F-Dur, op. 93 entstand in den Jahren 1811 und 1812 und erschien unmittelbar nach der 7. Sinfonie. Ein direkt nach der siebten Sinfonie in Angriff genommenes Klavierkonzert-Projekt hatte Beethoven aufgegeben; Material aus diesem aufgegebenen Klavierkonzert floss in die 8. Sinfonie ein. Unter anderem während seines Kuraufenthaltes in Teplitz, wo er seinen berühmten, möglicherweise nie abgeschickten Brief an die Unsterbliche Geliebte schrieb, arbeitete Beethoven an der Sinfonie.
"Der wunderbarste symphonische Zyklus des letzten Jahrzehnts. Die Beethoven-Sinfonien markieren den Höhepunkt von Abbados Beziehung zu den Berliner Philharmonikern und seiner 12-jährigen Tätigkeit als Chefdirigent. "Abbado lässt alle widersprüchlichen Elemente von Beethovens Kosmos los - nichts funktioniert mehr, die Musik droht endgültig zu explodieren, irgendwoher muss." (La Repubblica)
Regie: Bob Coles; Protagonist: Berliner Philharmoniker, Claudio Abbado; Musik: Ludwig van Beethoven Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: An der Bushaltestelle "Johanniskirche" im Bonner Stadtteil Pennenfeld treffen jeden Mittag nach Schulschluss 1500 Schülerinnen und Schüler von fünf verschiedenen Schulen aufeinander: Hauptschüler, Realschüler und Gymnasiasten. Was woanders vielleicht nur zu den üblichen Pöbeleien unter Gleichaltrigen führt, spitzt sich hier extrem zu. Gegenseitige Rüpeleien bis hin zu Schlägereien mit Polizeieinsatz sind die Folge. 2009 kommt es zu derart extremen Vorfällen, dass allen klar wird: so kann es nicht weitergehen. Ein schulübergreifendes Sportfest, "Pennenfeld United" wird von den Schülervertretern der Schulen ins Leben gerufen.
Hosna und Nabiel Hakim sind in Deutschland geboren, ihre Familie kommt aus Afghanistan. Die Geschwister, sie passen so recht in keine Schublade: Muslime aber liberal. Gymnasium statt Hauptschule.
Hosna will später Politikerin werden und bringt sich aktiv in die Streitschlichtaktionen ein. Sie hilft beim Sportfest mit. Nabiel sieht das Ganze etwas kritischer, er ist skeptisch, ob das alles wirklich so funktioniert.
Entstanden im Rahmen des dok you-Wettbewerbs.
Produktion: Meike Martens, Janna Velber; Montage: Gesa Hollerbach; Regie: Corinna C. Poetter; Drehbuch: Corinna C. Poetter; Musik: Peter Aufderhaar; Kamera: Henning Drechsler Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Eine einsame, obdachlose Frau im Schneeregen einer menschenleeren Stadt. Sie sehnt sich in ihren Fantasiewelten zurück in die Zeit der Wärme und Geborgenheit, einer für immer entschwundenen glücklichen Vergangenheit. In Mülltonnen findet sie ein Paar Schlittschuhe und tanzt mit ihnen auf dem Eis eines zugefrorenen Flusses. Dann bemerkt sie die roten Fischchen unter dem Eis. Und da sind sie wieder, die Bilder der glücklichen Vergangenheit. Die Frau folgt diesen Bildern unter dem Eis und findet, was sie lange vermisst...
Begründung der FBW-Jury (Prädikat "besonders wertvoll"): "Ein weiteres kleines Meisterwerk aus der Dresdner Animationsfabrik, das seine Wurzeln in der Tradition der russischen Filmschule nicht verleugnet. Ästhetisch schön, ruhig und klar in bestechender Kohletechnik gezeichnet, wird die Geschichte einer alten wohnsitzlosen Frau erzählt, die in Träumen ihrer Jugendzeit nachtrauert. Die Welt der Fische wird für sie zum Symbol der Befreiung, ja der Erlösung aus ihrem armseligen Dasein. Ein Leben, das unaufdringlich und dramaturgisch geschickt mit der pulsierenden Welt in Form eines vorbeifahrenden Zuges kontrastiert wird. Formal sehr geschickt reduzieren sich die Zeichnungen auf eine Farbe, das düster-realistische und gleichzeitig melancholische Schwarz, wogegen die Fische im hoffnungsvollen Rot erscheinen. Der farbliche Kontrast zeigt eindrucksvoll, wie die Frau ihr altes Leben durch den Selbstmord im Wasser aufgeben und gleichzeitig in ein neues, farbiges Leben mit den Fischen hineingleiten will."
Montage: Stefan Urlaß; Drehbuch: Dimitri Popov; Mitwirkende: Tatjana Slavinska, Alla Surikova; Regie: Alla Surikova; Produktion: Grit Wisskirchen, Ralf Kukula; Musik: Georg Kolb Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Ein Kind entdeckt auf einem Spaziergang einen kleinen Strich, der auf dem Weg liegt. Mechanisch steckt es ihn in seine Tasche und vergisst ihn. Aber der Strich lebt! Das ist der Beginn eines langen gemeinsamen Abenteuers.
Der kleine Strich wächst mit dem Kind und wird sein Freund, er nimmt alle möglichen Formen an und drückt die reiche Palette der Emotionen des Lebens aus. Es ist einfach zauberhaft! Und wenn er Unsinn macht, schmollt oder sich manchmal versteckt, so hilft er ihm doch auch, ermutigt es, rettet es, überrascht es und bringt es zum Lachen...
Drehbuch: Serge Bloch; Regie: Antoine Robert Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Der Film dokumentiert die 15 Minuten der Wahrheit - die mündlichen Prüfungen der Zehntklässler im Juni 1971. Nicht etwa einen Probelauf, sondern die wirklichen Prüfungen zum Abschluss der Polytechnischen Oberschule. Schon damals stellt einer der Jungen fest: die Mädchen lernen fleißiger. Natürlich gibt es auch bei den Jungs ein paar Asse. Jürgen zum Beispiel schafft die Mathe-Prüfung mit links. Ilona dagegen fiel die Schule noch nie besonders leicht. Sie muss zu Haus viel mithelfen. Ihr Ziel, die zehnte Klasse zu schaffen, erreicht sie, auch wenn es in Mathematik nur zu einer 4 gereicht hat. Wie überhaupt alle Schüler*innen die Prüfung zumindest bestehen.
Das Dorf Golzow hat etwas mehr als 1000 Einwohner, aber trotzdem eine Schule mit 10 Klassen. Von den Kindern, die 1961 hier eingeschult wurden, sind einige schon nach der 8.Klasse abgegangen. Eine kleine Handvoll bereitet sich in der Kreisstadt auf das Abitur vor. Die verbliebenen bilden die Mehrzahl und treten zur Prüfung an.
Drehbuch: Hans-Eberhard Leupold, Winfried Junge; Sound Design: Ingrid Schernikau; Kamera: Hans-Eberhard Leupold; Montage: Charlotte Beck; Musik: Gerhard Rosenfeld; Regie: Winfried Junge; Produktion: Klaus-Dieter Dörrer Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Der Zenit der Kindheit in einem Porträt der 5. Klasse in Golzow, beginnend im Januar 1966.
Ein kurzer Rückblick zu Beginn informiert über die vorangeganenen beiden Filme. Dann werden die Kinder mit der Frage überrascht, was sie denn selbst zu filmen vorschlagen. Die Kinder und auch die Lehrer werden zu begeisterten Mitspielern. Die Prometheus-Sage und Heraklits Ausspruch "Alles fließt" werden behandelt und auch das Eisler-Lied "Anmut sparet nicht noch Mühe" werden vor der Kamera eingeübt. Das Schulspiel zweier Freundinnen zu Hause und auch der, wie zufällig angeschaltete Fernsehapparat, der Kriegsszenen aus Vietnam überträgt, werden gezeigt. Der lebendige Eindruck von Schule und Dorf, den dieser Film vermittelt, verweist auch auf die Anwesenheit des Filmteams. So unkonventionell sollte es bei keinen Dreharbeiten in Golzow mehr zugehen, so ungezwungen weder gefragt noch geantwortet werden.
Inhalt: Marieluise, Melkerstochter und eine von 6 Geschwistern, ist jetzt 20 Jahre alt. Ihre Freunde und auch das Filmteam nennen sie jetzt Mary. Sie hat einen Freund in Berlin: Georg, 25 Jahre alt, Musikstudent. Mary selbst hat in Frankfurt/Oder eine Ausbildung zur Chemielaborantin absolviert und arbeitet im dortigen Halbleiterwerk. Selbstbewusst fordert sie von ihrem älteren Freund eine gleichberechtigte Partnerschaft ein, und gegen ihre Eltern weiß sie sich auch durchzusetzen.
Winfried Junges Film über Mary besticht durch die Offenheit seiner Hauptprotagonistin. Sie ist hungrig nach Leben und nimmt kein Blatt vor den Mund. Sie kenne schon zu viele, die um des eigenen Vorteils willen die Klappe halten, und nur bis zur eigenen Türschwelle denken, gibt sie zu Protokoll. So möchte sie nicht sein. Anders als viele ihrer ehemaligen Klassenkameraden will sie keinesfalls jetzt schon eine Familie gründen. Dass Kinder zu haben die eigene Freiheit einschränkt, weiß sie als Älteste einer großen Geschwisterschar nur zu gut.
"Mir ist einfach so, als wenn ich zu wenig bis jetzt gesehen habe, und dass das Leben an mir vorbeirauscht, ohne dass ich's mitkriege," sagt sie.
Marys Zuhause ist wochentags ein Durchgangszimmer im Ledigenwohnheim Frankfurt/Oder. Hier ist sie mit vielen anderen jungen Frauen zusammen, die wie sie im Halbleiterwerk arbeiten. Am Wochenende fährt Mary oft in ihr Heimatdorf Golzow; dort wohnt sie bei ihren Eltern. Dort trifft sie manchmal ehemalige Mitschülerinnen, die längst Kinder haben. Dass sie nicht (wie in der DDR durchaus üblich) mit 18 oder 20 schon Mutter geworden ist, begründet sie so: "Ich möchte nicht mit vierzig aufwachen und feststellen, nicht intensiv genug gelebt zu haben."
Regie: Winfried Junge; Produktion: Charlotte Galow; Montage: Charlotte Beck; Sound Design: Jochen Huschenbett, Hans-Jürgen Georgi; Drehbuch: Winfried Junge, Hans-Eberhard Leupold; Kamera: Hans-Eberhard Leupold; Musik: Gerhard Rosenfeld Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Der Film führt den Zuschauer im zweiten Film der Golzow-Reihe in den Schulunterricht einer ersten Klasse in Golzow. Er stellt die Mitarbeit, Erlebnisse und Reaktionen der Kinder während des Unterrichts in den Mittelpunkt. Nach einem Jahr erhalten die Kinder die Versetzungszeugnisse in die 2. Klasse.
Inhalt: Beginn der Golzow-Reihe, Winfried Junge und die "Kinder von Golzow" begegnen sich das erste Mal. Für die Kinder sind es die letzten Tage im Kindergarten und der erste Tag in der Schule im September 1961.
Inhalt: Ilona ist die älteste von fünf Kindern. Neben der Schule muss sie ihre kleineren Geschwister betreuen helfen. Annegret erzählt, dass ihre Eltern aufgrund des 2. Weltkriegs nur 7 bzw. 8 Jahren zur Schule gehen konnten. Sie äußert, ihre Mitschüler*innen sollten sich im Unterricht mehr anstrengen.
Bernhard ist 14 und sich "der Notwendigkeit, Soldat zu sein, schon bewusst." So behauptet es jedenfalls der Filmkommentar. Sollten Soldaten einmal überflüssig werden, würde Bernhard gern als Förster arbeiten.
Dass Soldaten überflüssig werden könnten, ist in der DDR des Jahres 1969 nicht abzusehen. Die Soldaten der Nationalen Volksarmee sichern den Frieden - das hören im DDR-Erziehungssystem schon die Kindergartenkinder, und so verkündet es die Propaganda in immer neuen Variationen auch Schulkindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Auch dieser vierte Film aus der Langzeitbeobachtung der Kinder von Golzow bläst in das gleiche Horn. Der kalte Krieg zwischen Ost und West ist in vollem Gange. Das merkt man auch dem Film an.
Die Klasse, die das DEFA-Team beobachtet, wurde 1961 zweieinhalb Wochen nach dem Mauerbau eingeschult. Die Kinder sind nun etwa vierzehn Jahre alt und besuchen die 8. Klasse der Schule ihres Dorfes. In diesem 8. Schuljahr begehen die meisten DDR-Jugendlichen seit den späten 1950er Jahren ein Ritual namens Jugendweihe. Im oft unter Mühen beschafften Sonntagsstaat werden sie in feierlicher Atmosphäre "in den Kreis der Erwachsenen" aufgenommen. Auch f´ast alle Golzower Schülerinnen und Schüler nehmen an dieser Ersatz-Veranstaltung zur protestantischen Konfirmation oder der katholischen Firmung teil.
Außerdem müssen sich die Jugendlichen in dieser Klassenstufe entscheiden, ob sie eine Lehre beginnen oder Schüler bleiben wollen. Manche wechseln mit Beginn der 9. Klasse in eine Abiturklasse in der Kreisstadt. Später wird in der gesamten DDR die 10-Klassenschule zur Norm; ein Schulabgang nach der 8.Klasse ist dann die absolute Ausnahme.
Wie viele andere Achtklässler unternehmen auch die Golzower Jugendlichen als Vorbereitung auf die Jugendweihe Exkursionen. Sie besuchen das Goethehaus in Weimar, aber auch die KZ-Gedenkstätten von Buchenwald und Sachsenhausen. Ein Ausflug ins nahegelegene Petrolchemische Kombinat Schwedt dient der beruflichen Orientierung.
Was der Film nicht erzählt: Wer sich der Jugendweihe und überhaupt der staatlichen Ideologie verweigert, dessen Chancen auf persönliche Entfaltung im Beruf sinken in der DDR erheblich. Studienplätze sind vor allem für Schüler*innen reserviert, die dem Staat die Treue schwören. Wer Loyalitätsbezeigungen verweigert oder die politischen Verhältnisse offen kritisiert, hat es schwer, auch nur zum Abitur zugelassen zu werden. Jungen werden für die begehrten Studienplätze oft genötigt, sich "freiwillig" für 3 Jahre Armeedienst zu verpflichten. Die Werbung für den "Dienst an der Waffe" beginnt früh - schon DDR-Kindergartenlieder besingen die Soldaten der Nationalen Volksarmee.
Das Jugendweihe-Gelöbnis, das auch fast alle Golzower Achtklässler sprechen, beginnt 1969 so: "Seid ihr bereit, als junge Bürger unserer Deutschen Demokratischen Republik mit uns gemeinsam, getreu der Verfassung, für die große und edle Sache des Sozialismus zu arbeiten und zu kämpfen und das revolutionäre Erbe des Volkes in Ehren zu halten, so antwortet: 'Ja, das geloben wir'".
Eine der wenigen, die sich der Jugendweihe 1969 verweigern, ist Marieluise, deren Eltern evangelische Christen sind. Ihr Vater drängt darauf, dass seine Tochter sich dem staatlichen Druck zur Jugendweihe nicht beugt. 1975 widmet das DEFA-Team Marieluise einen eigenen Film, "Ich sprach mit einem Mädchen".
Inhalt: Herr Karpf muss los, aber er fühlt sich nicht wohl. Bestimmt ist es etwas Ernstes. "Angefangen hat es im Knochen meines Daumens. Und dann im Zeigefinger. Am nächsten Tag an der anderen Hand genauso. Darauf im Ellenbogen und im rechten Knie. Also bin ich zum Arzt gegangen und habe mich untersuchen lassen. Er sagt, ich habe die besten Werte seit über 15 Jahren. Also frage ich mich, was das sein kann...."
Inhalt: Die Leuchtturm-Krabbe (crab-phare) sammelt die Boote untergegangener Seeleute. Aber als die Krabbe alt wird, fällt es ihr immer schwerer, ihre Sammlung zu pflegen und zu erweitern. Denn ihr Lebensraum gerät in Gefahr - und ohne zu wissen, auf welchem Grund sie da eigentlich bauen, beginnen fremde Wesen eines Tages damit, auf ihrem Rücken eine Stadt zu bauen.
Dieser liebevoll gestaltete Animationsfilm enthält eine kurze englische Einführung und nutzt danach ausschließlich Bildsprache, ohne Dialog.
Inhalt: Die Nordsee steht für Sturmfluten, weite Wattlandschaften, hohe Dünen und schroffe Küsten. In dieser Meeres-Erkundung geht es vom Wattenmeer über Helgoland bis nach Norwegen, wo der größte Bewohner der Nordsee lebt: der Pottwal.
Zwischen der niederländischen Küstenstadt Den Helder im Südwesten, entlang des deutschen Teils der Nordseeküste bis zur dänischen Halbinsel Skallingen streckt sich über rund 500 Kilometer das mit Abstand größte Wattenmeer der Welt. Es entstand vor rund 7.500 Jahre nach der letzten Eiszeit. Die ausgedehnten Sandflächen des Watts mögen unwissenden Augen bei Ebbe leer erscheinen. In Wirklichkeit tobt hier das Leben. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Nordsee ein sturmgepeitschtes Meer ist, in das sich gleichzeitig zahlreiche Flüsse entleeren. Die Stürme sorgen für einen hohen Sauerstoffgehalt, die Flüsse für Nährstoffzufuhr. Davon profitieren tierische und pflanzliche Mikro-Organismen, zum Beispiel Kieselalgen. Die Kleinstlebewesen sorgen dafür, dass im Nordsee-Wattenmeer mehr Biomasse entsteht als in den meisten vergleichbaren Feuchtgebieten der Welt.
Zugvögel wissen das zu schätzen. Entlang des ostatlantischen Zugweges ist das Wattenmeer Ihr wichtigste Rastgebiet, denn hier finden sie neben Ruhe auch ein vielfältiges Nahrungsangebot.
Großen eiszeitliche Gletscher haben die nordöstliche Nordsee bei und das angrenzende Land Norwegen zerklüftet und stark gegliedert. Fjorde und Schären prägen hier das Bild. Hier erreicht die insgesamt recht flache Nordsee ihr tiefsten Tiefen, bis 700 Meter. Rund 200 Kilometer nördlich der norwegischen Stadt Bergen, bei rund 61 Grad nördlicher Breite, geht die Nordsee in das Europäische Nordmeer über.
***
Der zweite Teil von Die Nordsee führt von Schottland zu den Halligen.
Inhalt: Vor der felsigen Küste Schottlands folgen Schwertwale riesigen Heringsschwärmen. An der holländischen Nordseeküste feiern Tintenfische Hochzeit - und auf den norddeutschen Halligen begegnen die Bewohner der ständigen Sturmflutgefahr mit stoischer Gelassenheit.
Teil 2 der Reise rund um die Nordsee beginnt an ihrem nördlichsten Punkt: An den Shetland Inseln. Hier trifft der Atlantik auf die Nordsee. Nimmermüde Winde sorgen dafür, dass auf den Inseln keine Bäume wachsen. Zu den tierischen Bewohnern der Shetland-Inseln gehören die robusten Shetland Ponys und Papageientaucher. Unter Wasser vor der Küste leben Gespenserkrabben und See-Anemonen. Gelegentlich kommen auch Orcas auf ihrer weitläufigen Suche nach Nahrung in die nordwestliche Nordsee.
Ebenfalls unter Wasser auf Nahrungssuche sind Trottel-Lummen. Die hervorragenden Schwimmer brüten ihren Nachwuchs an felsigen Abgründen aus. Nur gut, dass die Eier aufgrund ihrer Form nicht fortrollen können.
Wie die Shetlands gehören auch die Orkney Inseln zu Schottland. Mainland, die größte Insel des Archipels und weitere südliche Orkney-Inseln sind so gruppiert, dass sie zwischen sich eine Bucht bilden, die Scapa Flow genannt wird. Hier war am Ende des Ersten Weltkriegs die Kaiserliche Hochseeflotte interniert und versenkte sich selbst. Einige der majestätischen Schiffe liegen bis heute auf dem Nordseegrund und sind beliebte Tauchziele.
Entlang der schottischen Nordseeküste geht es weiter nach Süden zum Bass Rock, einer Brutkolonie der nach diesem Felsen benannten Basstölpeln. Dicht an dicht brüten die standorttreuen Vögel hier; die ersten schriftlichen Belege für ihr Vorkommen an diesem Ort stammt aus dem Jahre 1448.
Ganz in der Nähe der Linie zwischen Dover und Calais - dem Ort der kürzesten Entfernung zwischen den britischen Inseln und dem europäischen Festland trifft die Nordsee auf den Ärmelkanal, der sie hier mit mit dem Atlantik verbindet. Weithin leuchten die Kreidefelsen von Dover. Die Meerenge gehört mit täglich 400-500 Schiffen zu den meistbefahrenen Schifffahrtsstraßen der Welt.
Vor der niederländischen Nordsee-Küste leben Sepien. Sie gehören wie Tintenfische zur Klasse der Kopffüßer und besitzen einen kalkhaltigen inneren Auftriebskörper, der Schulp genannt wird. Wie längliche weiße Schalen sind die Schulpe toter Sepien als Treibgut an holländischen Stränden zu finden.
Die Reise rund um die Nordsee endet an den Halligen im nordfriesischen Wattenmeer. Von Alters her haben die Bewohner ihre Häuser auf sogenannte Warften gebaut - künstlich aufgeschütteten Hügeln. Der Rest der Halligen wird bei Sturmfluten regelmäßig überflutet. Ihre Salzwiesen sind ein einzigartiger Lebensraum besonderer Tier- und Pflanzenarten. Die Halligen haben kein süßes Grundwasser; allein der Regen sorgt für Trinkwasser.
Inhalt: EMPFOHLEN vom Festival "doxs! dokumentarfilme für kinder und jugendliche"!
Der 16-jährige Valentin ist ein Schüler mit Sonderbegabungen. Musik bestimmt sein Leben. Nicht nur als hervorragender Klavierspieler eroberte er von Kindesbeinen an die Bühnen - sein besonderes Talent ist das Komponieren. Die musikbegeisterten Eltern unterstützen die Suche nach weiteren Ausbildungen. Sein Traum: als Jungstudent an der Musikhochschule aufgenommen und Komponist zu werden! Dafür muss er in einer Aufnahmeprüfung überzeugen. Ein spannender Weg zur Selbstbehauptung.
Inhalt: John Edge, ein abgebrannter Schriftsteller mit Schreibblockade findet in einem geheimnisvollen Brief eine Schatzkarte. Ist dies seine große Chance...?
Ein Kurzfilm, der speziell für Smartphone-Nutzer geschaffen wurde - keine schlechte Idee, die sich Erik Schmitt da vorgenommen hat. Und noch schöner, dass er diese Miniatur im Stile eines Film noir gedreht hat - hier freilich ironisch zugespitzt und überhöht, dass dem Zuschauer unweigerlich Carl Reiners Noir-Parodie Dead Men Don't Wear Plaid in den Sinn kommt. Doch DIE SANTA MARIA spielt nicht nur mit Versatzstücken von Filmgenres, sondern sprengt auch in anderer Hinsicht bisherige Denkmuster und Formate - und insbesondere in Bezug auf letzteres ist dies ganz wörtlich zu nehmen: So suggeriert der gewählte Bildausschnitt zunächst einen "herkömmlichen" Film im Breitwandformat, doch diese Illusion wird schnell aufgelöst, sodass der Film von nun an im Hochformat zu betrachten ist.
Erik Schmitt spielt mit genau dieser Formatverschiebung, greift sie immer wieder auf, variiert sie und findet dabei stets Bildlösungen, die gemeinsam mit dem lakonischen Off-Erzähler eine äußerst unterhaltsame Atmosphäre schaffen, von der man sich trotz der (bewussten) Baukastenartigkeit des Plots gerne in den Bann ziehen lässt. Ein schneller und spritziger Spaß fürs Zwischendurchschauen und vielleicht ein Modell dafür, wie sich Erzählformen in der Zukunft des Immer-und-Überall-Sehens verändern werden - jedenfalls ein durchaus gelungenes Experiment, das Spaß macht. (FBW-Jury-Begründung "besonders wertvoll")
Schauspieler: Fabian Busch, Marleen Lohse, Beate Maes, Maxim Mehmet, Folke Renken; Regie: Erik Schmitt; Montage: Steffen Hand; Stimme: Folke Renken, Erik Hansen; Musik: Felix Raffel; Drehbuch: Erik Schmitt, Folke Renken; Produktion: Fabian Gasmia; Kamera: Johannes Louis Standort: Filmfriend Streamingdienst
Inhalt: Eva ist eine winzig kleine Meerjungfrau. Eines Tages verliebt sie sich in Emile, einen alleinstehenden Fischer, und springt in sein Fischernetz. Emile findet Eva in einer Sardinenbüchse...
Inhalt: Während seines Jurastudiums in Paris lernte Wolfgang Ramsbott den Tänzer und bildenden Künstler Harry Kramer kennen, mit dem er mehrere Experimentalfilme drehte. Als "Hauptdarsteller" dienten ihnen in "Die Stadt", "Défense 58-24" und "Die Schleuse" die kinetischen Kunstwerke Kramers, "automobile Skulpturen" und Marionetten, gebaut aus gefundenen Dingen, gefilmt in realen Umgebungen: "Himmel und Mauern, ein Lianengeflecht von Wasserrohren, verfallene Hinterhöfe, Mauerrisse, zersprungene Wände voll verschollener, rätselhafter Kinderzeichen, verrostetes Bahnhofsgelände, Wüsten, darin die Figuren, nicht der Umwelt angeglichen in ihrer Blicklosigkeit und besessenen Verformung an sich selbst, geklammert an sinnlos gewordene und mit ihnen verwachsene Gesetzlichkeiten von Mechanismen, die ihnen vielleicht einst gedient hatten, wie in einem Traum verdichteter Leere schwebten, ohne von der Stelle zu kommen, sie stolperten und rollten mit den Maschinen durch sonnenharte, niedergebrannte Landschaften, nur von Gegenständen umgelenkt, von erstarrten Meteoriten." So beschreibt Georg Jappe den besonderen Geist dieser Filme in "La Marionette Artistique" (1961). (Quelle: Deutsches Historisches Museum/fl)
Drehbuch: Harry Kramer; Kamera: Wolfgang Ramsbott; Musik: Art Blakey; Produktion: Wolfgang Ramsbott; Montage: Wolfgang Ramsbott; Regie: Wolfgang Ramsbott Standort: Filmfriend Streamingdienst
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